... unsere Martins-Gans erzählt ...

Wie können wir Messdiener trotz Corona miteinander in Verbindung bleiben?
Der am 7. November geplante Messdienertag musste leider wieder ausfallen. Inhaltlich wäre es an diesem Tag – wie kann es anders sein – um den Heiligen Martin gegangen, den Patron unserer Kirche und unserer Stadt, und was er und seine Botschaft heute und für uns bedeuten können.
Das machen wir jetzt auf andere Art: Wir schreiben eine Martinsgeschichte!
Bis zum 24. November schreibt jeden Tag ein anderer von uns die Geschichte weiter. Keiner weiß, wie sie ausgehen wird. Dafür, dass sie nicht langweilig wird, sorgt die tägliche Vorgabe von zwei Worten, die der Schreiber mit verarbeiten muss und die jeweils kenntlich gemacht werden.
Wir hoffen auf viele Leser unserer Fortsetzungsgeschichte und freuen uns über manchen Eintrag in unserem Gästebuch.

Heitere Martinsgeschichte in adventlicher Vorfreude

Eigentlich drehte Herr Martin jeden Morgen dieselbe Runde, zusammen mit Divo, seinem etwas zotteligen Hund. Mal zog er an der Leine vorneweg, mal trottete er hinterher. Gingen sie links aus dem Haus, kamen sie zuerst zum großen Platz mit der Kirche und dem Springbrunnen davor. Das Wasser war inzwischen abgelassen und hatte bunten Blättern Platz gemacht. Es war schon empfindlich kühl geworden. Gingen sie rechts aus dem Haus, nahmen sie den Schulweg der beiden Kinder, die spätestens eine halbe Stunde später aufbrachen. Meist mit dem Fahrrad, und manchmal überholten sie ihren Vater und Divo noch. Mutter Martin arbeitete im Krankenhaus. Häufig hatte sie Nachtdienst. Ab und an, wenn Herr Martin seine Runde rechtsherum drehte und Divo nicht so trödelte, traf er seine Frau auf ihrem Heimweg und sie gingen gemeinsam nach Hause.
(Magdalena:)
Eines Tages hörte Herr Martin, als er nach einem Spaziergang mit Divo nach Hause kam, lautes Gekreische seiner Kinder Emilia und Emil aus dem Bad. Es hörte sich aber nicht wie ein üblicher Streit an, bei dem es darum geht, wer zuerst die Zahnpasta benutzen oder sich zuerst die Hände waschen darf. Schnell ging er zu ihnen, wo ihm die Kinnlade herunterfiel. In der Badewanne saß eine schneeweiße Gans! Emilia und Emil stritten sich gerade darum, ob man dem Tier Lutschbonbons zum Fressen geben sollte oder doch lieber etwas vom Früchtemüsli. Als die Zwillinge ihren Vater bemerkten, flehten sie ihn sofort an, die Gans als Haustier zu behalten. Doch für Herrn Martin war klar: Die Gans muss weg. Doch was sollte er mit ihr tun?
(Lara R.:) Da fiel ihm plötzlich der Garten vom Pfarrer Nico Klaus ein. Dieser beherbergt nämlich jedes Jahr in den kalten Monaten 11 weiße Gänse in seinem Schuppen, damit diese nicht frieren. „Vielleicht ist dem Pfarrer ja eine Gans entlaufen und die ist dann bei uns in der Badewanne gelandet“, dachte er sich und überzeugte seine Kinder davon, mit ihm schnell bei Pfarrer Nico Klaus vorbeizuschauen und nachzufragen. Nach einem kurzen Protest seitens Emilia und Emil, die die Gans viel lieber als Haustier behalten hätten, setzten sie das Tier also sehr vorsichtig in einen Einkaufskorb, deckten sie mit einem warmen Wintermantel zu und machten sich auf den Weg. 
(Adam:) Herr Martin und die zwei Kinder waren gerade raus aus der Haustür, als die beiden schon wieder zu streiten anfingen. Emilia meinte, die Gans würde sich bei ihnen viel besser fühlen, als im Schuppen. Emil sagte aber, es wäre doch Tierquälerei, bei Pfarrer Nico Klaus hätte die Gans wenigstens ihre Familie da. Daraufhin guckte die Gans unter dem Mantel hervor und quikte „Nanana, keine Familie, höchstens Verwandte.“ Die Kinder und Herr Martin blieben abrupt mitten auf dem Gehweg stehen. „Was war das? Die Gans kann reden? Das wäre ja was ganz Neues“. „Ja, ich kann reden“ antwortete sie „und ich sage euch, ich würde am liebsten am Balaton, in Ungarn sein, da kommt nämlich meine Familie her, so wie die vom Heiligen Martin. Aber jetzt habe ich einen Bärenhunger.“ „Pfarrer Nico Klaus“ – schrie Emil „er hat Gänsefutter, nichts wie hin!“ Die restliche Strecke rannten sie förmlich. „Ich komme ja schon“, sagte der Pfarrer, als er die Tür aufmachte. Er hatte seine Hauslatschen an und hielt ein Leberwurstbrot in der Hand. Er sah ganz anders aus als sonntags in der Kirche. „Die Gans sagte, Sankt Martin kam aus Ungarn. Ist das wahr? Haben Sie Gänsefutter?“ „Eins nach dem anderen! Kommt erst mal herein!“ sagte der Pfarrer.
(Reinhild:) Die Kinder traten samt Gans in die Küche des Pfarrers. Dort duftete es himmlisch. Pfarrer Nico Klaus war gerade dabei seinen Tisch festlich zu decken. Im Ofen brutzelte ein Kaninchenbraten und auf dem Herd köchelten Rotkohl und Klöße. „Bitte entschuldigt, ich bereite gerade ein Essen für einen lieben Gast vor, der sich angekündigt hat.“, sagte der Pfarrer und stellte eine Blumenvase auf den Tisch. „Warum isst du dann ein Leberwurstbrot?“, fragt Emil. Da erzählte Nico Klaus, dass der Besuch von weit her kam.
(Bruno:) „Liebe Kinder, nun setzt euch doch erst einmal.“ Pfarrer Nico Klaus war immer noch geschockt …. eine sprechende Gans. Emil und Emilia ließen sich auf dem kuscheligen Küchensofa nieder. Nico Klaus bot ihnen warmen Kakao an, den sie mit Genuss tranken. „Leberwurstbrot ist meine heimliche Leidenschaft. Ich kann dem Duft nicht widerstehen.“ Nico Klaus erzählt weiter: „Mein Opa Martin kommt zu Besuch. Ich habe ihn seit dem Frühjahr nicht mehr gesehen. Opa Martin wohnt auf der Insel Rügen umgeben von unserer schönen Ostsee.“ „Witzig,“ ruft Emil, „wir heißen mit Nachnamen Martin.“ Da klingelte das Telefon. Opa Martin ist am Apparat und ganz aufgeregt, denn sein geliebter Trabi rasselt ….
(Joachim:) Und weil die Kinder nicht in die Schule mussten – es fand ja nur noch home-schooling statt – gingen sie zusammen mit dem Pfarrer in die Autowerkstatt, zu der Opa Martins Trabi gebracht worden war. Dort angekommen sahen sie ihn den Trabi ausräumen. „Es scheint wohl doch ein größeres Problem zu sein“, sagte er, nachdem sie sich vorgestellt hatten, „das gute Ding muss eine ganze Weile hier bleiben.“ Emil und Emilia fingen gerade wieder zu streiten an, weil sie beide die schöne, alte Geige haben wollten, die Opa Martin eben ausgepackt hatte. „Halt! Die fasst niemand an! Die ist wohl das wertvollste hier, das Auto eingeschlossen. Lasst uns erst mal alles zu Pfarrer Klaus tragen, dann werde ich euch auch noch was vorspielen.“
(Johanna:) Beide willigten sofort ein. Doch als Emil die kleine Vogelgravur an der Geige sah, rief er: „Oh nein! Die Gans! Schnell, wir müssen zurück!“ Der Pfarrer und die Kinder starrten sich erst kurz entsetzt an, doch dann schnappten sie sich alle eine Kiste und rannten mit dem verwirrten Opa Martin nach Hause. Als sie dort ankamen und in die Küche stürzten sahen sie die Gans auf einem Küchenstuhl sitzen. Als die Gans sie sah, rief sie empört: „Wie konntet ihr mich nur vergessen! Es ist so kalt.“ Die Kinder entschuldigten sich vielmals und brachten ihr einen heißen Tee mit Bienenhonig, während Opa Martin immer noch staunend in der Tür stand.
(Rasmus:) Opa Martin freute sich über den hübsch gedeckten Tisch und den leckeren Duft in der Küche. „Jetzt noch die Kerze anzünden“, dachte er, „und gemeinsam essen, das wäre genau das Richtige nach so viel Aufregung.“ In diesem Moment holte Emil sein Feuerzeug aus der Hosentasche und entzündete die Kerze. Da sagte Pfarrer Nico Klaus: „Lasst uns essen, die Klöße zerkochen sonst noch und auch der Braten wird trocken!“ Alle versammelten sich um die Gans, der nun gar nicht mehr so kalt war und begannen zu essen. Es wurde viel erzählt und gelacht. Als alle satt waren, holte der Pfarrer noch den Nachtisch aus dem Kühlschrank. „Himbeerpudding, oh das ist meine Leibspeise!“, rief die Gans ganz entzückt.
(Lara K.) Nach dem leckeren Essen gingen Emil, seine Schwester und der Vater wieder nach Hause. Da der Pfarrer keinen Platz für die Gans hatte und er sich außerdem um seinen Opa kümmern musste, nahmen sie auch die Gans wieder mit – zur Freude der Kinder. Zu Hause bekam als erstes Divo, der schon sehnsüchtig wartete, sein Mittag. Wie immer bekam er hochwertiges Trockenfutter in seinem goldenen Futternapf. „Das ist ja widerlich“, sagte die Gans. Nachdem Divo sein Futter hinuntergeschlungen hatte, meinte die Mutter Martin, dass es mal wieder Zeit zum Saubermachen wäre: „Es ist alles ziemlich staubig und schmutzig, und da rede ich noch nicht von den Fenstern.“ Emil rief laut: „Ich putze gerne die Fenster“ und suchte sich sofort Schwamm, Eimer und Lappen. „Halt“, rief sein Vater, „ihr wisst ganz genau, dass dazu nächste Woche der Fensterputzer kommt. Außerdem: Wie sieht es denn in deinem Zimmer aus? Und vor allem: Was machen wir jetzt mit der Gans?“
(Niklas:) Alle hatten auf einmal ganz viel zu tun und keiner dachte mehr an die Gans. Diese hatte ja immer noch nichts zu essen bekommen. Auf dem Tische standen noch ein paar Dominosteine und die Gans schnappte sich einen. Das haben Emil und Emilia gesehen und riefen ganz laut: „Die Gans hat einen Dominostein gegessen“! Die Mutter kam ganz aufgeregt dazu: „Davon kann man Ziegenpeter bekommen“. Aber die Gans sagte nur „Das hat aber gut geschmeckt und mir geht es sehr gut“. Nach diesem Schreck überlegte die Familie weiter, was machen wir jetzt mit der Gans. Der Vater sagt: „Hier kann sie nicht bleiben, wir müssen sie zum Erfurter Zoo bringen. Dort gib es einen Bauernhof und sie kann dort bestimmt bleiben“. Die Zwillinge waren nicht sehr glücklich, aber sie stimmten letztendlich zu. Sie packten die Gans wieder in den Einkaufskorb und fuhren durch die Einbahnstraße direkt zum Zoo. Als sie dort klingelten, erlebten sie eine Überraschung.
(Áron:) Aus dem Zoo hörte man lauter aufgeregte Geräusche. Ein Affe hat die Käfige geöffnet und sämtliche Tiere befreit. Die Pfleger waren gerade viel zu sehr damit beschäftigt, einer Horde Elefanten hinterher zu jagen und konnten die Gans nicht aufnehmen. Es würde Tage dauern, bis alle geflüchteten Tiere wieder eingefangen werden. „Was machen wir jetzt?“, fragten die Kinder. „Am liebsten würde ich zum Flughafen fahren“, meldete sich die Gans zum Wort. „Ich habe so einen Appetit auf Paprikaschoten, und die besten gibt es eindeutig in Ungarn. Ich möchte gleich hinfliegen. Bequem. Als Flugpassagier.“ Herr Martin war von dem Plan gar nicht überzeugt. „Du darfst doch nicht allein reisen, und wir können kurz vor Weihnachten auch nicht weg. Bleib doch lieber bei uns für den Winter, du kannst auf dem Dachboden wohnen. Und nächsten Sommer nehmen wir dich mit zu unserem Balaton-Urlaub.“ Zu Hause angekommen, fingen sie an, den Dachboden für die Gans einzurichten.
(Josef:) „Hier wurde aber lange nicht mehr aufgeräumt“, staunte Emilia, blies etwas Staub durch den Dachboden und kramte eine Packung Fischstäbchen von 1997 hervor. „Na ja, wir wohnen ja schon ziemlich lange hier und da sammeln sich halt ein paar Sachen an“, meinte Herr Martin etwas verlegen. „Hier ziehe ich unmöglich ein!“ schallte es gerade aus dem Einkaufskorb, als es an der Tür klingelte. „Emil, geh doch mal schnell runter und schau wer da ist.“ Vor der Tür stand ein etwas abgehetzter und nach Weihrauch stinkender Pfarrer Nico Klaus. „Der Schuppen ist abgebrannt! Der Schuppen, wo eigentlich die Gänse überwintern!“ Emil meinte nur: „Warum riecht es hier eigentlich so nach Weihrauch?“ „Die Ministranten haben ein kleines Atomkraftwerk in Gang gesetzt“, erwiderte der Pfarrer, „aber nochmal zu den Gänsen, ich dachte, ihr hattet auch eine Gans loszuwerden und dann könnte ich meine 11 auch da hinbringen.“ „Wir sind unsere Gans gar nicht losgeworden“, sagte in dem Moment Herr Martin, „die überwintert hier auf dem Dachboden.“ „Aber könntet ihr die anderen dann nicht auch noch unterbringen? Nur für ein, zwei Tage … und ich bringe auch Futter vorbei.“ Wenig später saßen sie alle auf dem Dachboden: 12 Gänse, Emil und Emilia, ein immer noch nach Weihrauch stinkender Pfarrer und Herr Martin, der es bereute, dass er sich von seinen Kindern hatte überreden lassen.
(Susanna:)
Die Gänse indes schnattern, was das Zeug hielt. Besonders laut schnatterte die Gans von Familie Martin, denn sie freute sich sehr, dass sie nun endlich passende Gesellschaft hatte. Und das sogar 11mal! Freudig stimmten die Gänse verschiedene Lieder auf Gänsesprache an. Vom Weihrauchduft und den Erlebnissen des Tages sehr müde geworden, saßen Familie Martin und der Pfarrer neben den Gänsen. „Kann das Federvieh nicht mal schöner singen“, schimpfte Vater Martin, „wie ein Kanarienvogel wäre nicht schlecht!“ „Und ein ordentliches Lied aus dem Kirchengesangbuch, nicht nur ‚Fuchs du hast die Gans gestohlen‘,“ ergänzte der Pfarrer und verdrehte dabei die Augen und wippte ungeduldig mit den Füßen. Das hörten und sahen die Gänse und waren zutiefst beleidigt, dass jemand ihren Gesang so verschmähte. Sie ließen die Köpfe hängen und sahen ganz traurig aus. „Sie brauchen Schokolade zum Stimme Ölen!“, rief Emil. Emilia lief sofort zum Küchenschrank und holte Schokolade. „Schokolade hebt doch auch die Stimmung, deshalb habe ich gleich den ganzen Schokoladenvorrat für unsere traurigen Gänse mitgebracht!“, rief Emilia beim Zurückkommen. Die Augen der Gänse leuchteten. Sofort stürzten sie sich auf den Schokoladenberg und verputzten alles bis auf den letzten Krümel. Danach gab es keinen Gesang mehr. Nur noch ein Schluchzen, denn alle 12 Gänse hatten Bauchweh. „Da hilft wohl auch kein Weihrauchduft mehr.“, sagte der Pfarrer beunruhigt. „Was nun?!“, fragten die anderen ratlos.
(Levin:) Sie beschlossen, es für diesen Tag dabei zu belassen, denn es war schon spät geworden und alle waren müde von dem erlebnisreichen Tag. Selbst der erschöpfte Pfarrer, der sonst immer Einladungen aus Höflichkeit ablehnte, nahm die von Familie Martin dankend an und übernachtete bei den Gänsen, die sich gerade, von Bauchschmerzen geplagt, in den Schlaf wimmerten. Er wurde jetzt hier gebraucht, und sein Großvater würde diese eine Nacht auch ohne ihn auskommen.
Am nächsten Morgen wachten alle auf. Es war ganz still und niemandem viel etwas auf, bis sich Emilia auf einmal wunderte: „Warum ist es denn so ruhig, die Gänse waren doch sonst immer ganz laut?“ Plötzlich waren alle entsetzt und begannen mit der Suche. Zuerst schauten sie auf dem Dachboden nach, wo die Gänse und der Pfarrer übernachtet hatten; keine Spur – von allen. Dann ging es weiter durch das Treppenhaus in die Küche, von da in die Zimmer der Kinder, durchs Bad in den Flur und von dort in den Keller, aber nirgendwo war eine Spur der Gänse oder des Pfarrers. Doch dann sah Emil zufällig durchs Fenster auf den Hof auf der Rückseite des Hauses. Er traute seinen Augen nicht. Alle Gänse waren dort um den Wäscheständer aufgestellt, neben dem Pfarrer Nico Klaus stand und wild mit den Armen gestikulierte. Alle stürzten sogleich auf den Hof hinaus und fragten, was hier wohl stattfände. Einige Gänse bedeuteten ihnen jedoch leise zu sein und wiesen auf den Pfarrer. Familie Martin schaute gespannt, wie der Pfarrer einen Gummistiefel nach dem anderen in seiner Handfläche verschwinden ließ. „Zaubertricks!“, stieß Emil aus, der als erstes wieder Fassung erlangte. „Das ist es also!“ Was der Pfarrer wohl vorhatte? Das fragte sich auch die Familie.
(Clemens:) „Was tun sie da? Oder anders gefragt: Was bringt es, den Gänsen Zaubertricks beizubringen?“ Der Pfarrer erklärt: „Ich möchte ihnen zeigen, was in einem Zirkus so los ist.“ „Wieso das denn?“ fragen Emil und Emilia gleichzeitig. „Ich hatte eine Idee. In unsere Stadt kommt doch heute der Kinderzirkus „Bauchklatscher“. Er schlägt hier für einige Zeit sein Quartier auf. Dort gibt es sicher genügend Platz, um 12 Gänse aufzunehmen“ antwortet der Pfarrer. Da der Zirkus aber erst in 2 Stunden ankommt, wollen die Kinder mit ihren selbstgemachten Rommé-Karten spielen. Alle finden die Idee gut und die Zeit vergeht wie im Flug. Dann macht sich die lustige Schar auf den Weg. Vater Martin, der Pfarrer, die Zwillinge Emilia und Emil und die 12 Gänse watscheln im Gänsemarsch hinterher. Der kürzeste Weg zum Zirkus führt sie durch den alten ungenutzten Eisenbahntunnel. Das Schnattern der Gänse hallt lustig von den Wänden. Auf dem großen Platz stehen jetzt viele bunte Wagen. Ein geschäftiges Treiben herrscht und viele fleißige Leute bauen die Unterkünfte für Pferde und andere Tiere auf. Plötzlich ist Ruhe. Alle schauen staunend auf die Ankommenden.
(Rena:) Es muss wohl merkwürdig ausgesehen haben, als Vater Martin, der Pfarrer und die Zwillinge, gefolgt von 12 Gänsen auf den bunten Platz kamen. Langsam hatte sich der Himmel zugezogen und es fing an zu regnen. Einige Helfer flüchteten in die Zelte, die schon aufgebaut waren. In einem Zelt waren die Utensilien der Zirkusleute untergebracht. In dieses Zelt flüchteten die Gänse. Da staunten sie nicht schlecht, als sie vor einem mannshohen Holzpferd standen. „So ein Pferd habe ich mir schon immer gewünscht!“ sagte Emilia. „Papa, darf ich darauf reiten?“
Als Emilia sich auf den großen Rücken des Pferdes geschwungen hatte, begannen die Gänse in Erinnerung zu schwelgen. „Ja damals, als unsere Vorfahren im Stall den Heiligen Martin verraten hatten und er doch Bischof von Tours wurde, obgleich seine Tat am Tor vom Amiens für ihn nur eine Selbstverständlichkeit auf dem Pferd gewesen war. Das war eine gute Tat, von der heute noch vielen Menschen berichtet wird.“ Da rief Emil: „Wollen wir die Geschichte nicht einmal nachspielen? Wo doch hier so ein prächtiges Pferd steht. Der Pfarrer spielt den Heiligen Martin, Papa den Bettler und wir sind die Menschen, die Martin später im Gänsestall gesucht haben.“ Diese Idee fanden alle prima. Und als sie gerade an der Stelle der Mantelteilung angekommen waren, schaute ein bärtiger Mann zur Türplane herein. „Was wollen die denn hier? Unsere Vorstellungen beginnen erst morgen um zwölf und wir haben noch viel zu tun!“ Da berichtete Vater Martin, was sie zum Zirkus geführt hatte. „Ein Winterlager für unsere Gänse, das wäre toll!“ Da der Zirkusdirektor ein großes Herz hatte, war er bereit, die Gänse in ihrer Not aufzunehmen. Alle waren sehr erleichtert. Vater Martin drückte ihm noch vier 5€-Scheine für das Futter in die Hand und bedankte sich recht herzlich. Als die vier aus dem Zelt traten regnete es immer noch und Pfarrer Nico Klaus dachte bei sich „Gut, dass unsere Gänse bei all dem Schmuddelwetter jetzt ein warmes zu Hause haben, und vielleicht lernen sie ja ein Kunststück, das sie bald dem Publikum präsentieren können.“
(Theo:) Am nächsten Tag, das Wetter war zum Glück wieder besser geworden, fuhren Vater Martin und die Zwillinge zu Pfarrer Nico Klaus, um mit ihm im Forst einen Weihnachtbaum für die Kirche auszusuchen. Divo durfte natürlich auch mit. Es war gar nicht so einfach, einen schönen großen Baum zu finden, aber nach langem Suchen wurden sie schließlich fündig. Der Baum wird am 22. Dezember geliefert und anschließend von fleißigen Helfern aus der Gemeinde aufgestellt und geschmückt. Sehr erleichtert und froh fuhren sie wieder zurück in die Stadt. Plötzlich fiel dem Pfarrer ein, dass er noch dringend zur Post muss, um Briefmarken für die Weihnachtspost zu besorgen.
(Benjamin:) Einige Tage waren vergangen. Familie Martin und der Pfarrer hatten sich verabredet, um die letzte Zirkusshow anzuschauen und dann den Gänsen Lebewohl zu sagen. Alle staunten nicht schlecht, als die Gänse als Stars mit ihrem Gesang und ihren Zaubertricks in der Manege mit viel Applaus gefeiert wurden. Als Höhepunkt spielten die Gänse die Geschichte vom Heiligen Martin nach. Nach dieser letzten Vorstellung packten die Artisten Zelt, Utensilien und Tiere zusammen, denn sie wollten weiterziehen. Immer noch begeistert von der großartigen Zirkusvorstellung standen Familie Martin und Pfarrer Nico Klaus am Straßenrand und schauten den bunten Zirkuswagen nach, die stadtauswärts fuhren. Sie winkten mit ihren Taschentüchern wehmütig dem Zirkus und vor allem den Gänsen hinterher. Was für ein Abschied. Plötzlich bellte Divo laut. Erschrocken drehten sich alle um und sahen in einem Einkaufswagen eine Gans. IHRE GANS. „Ich will nach Hause“, rief die Gans, „ich habe Hunger auf Lutschbonbons, Dominosteine, Leberwurstbrot und Schokolade. Nur eure alten Fischstäbchen esse ich nicht! Und eine Badewanne wäre auch nicht schlecht!“ Emil und Emilia jubelten: „Unsere Gans will bei uns bleiben!“ Dem Pfarrer und den Eltern Martin blieben der Mund vor Staunen offenstehen. „Na, dann wollen wir die Gans wohl mit nach Hause nehmen. Es hilft nichts, sie gehört wohl zu uns.“, sagte Vater Martin.
Alle gingen zu Familie Martin nach Hause. Divo sprang voran, die Gans wurde im Einkaufswagen geschoben, die Kinder freuten und die Erwachsenen wunderten sich über die vielen Ereignisse der letzten Tage. Nach einem Umweg über den Zoo, an Einbahnstraßen vorbei, in denen Geiger Straßenmusik machten und alte Trabis quietschend vorbeifuhren, kamen sie bei Familie Martin an. Der Pfarrer verabschiedete sich. Vater Martin trug die Gans ins Haus. Die Gans reckte die Nase in die Luft: „Riecht noch nach Weihrauch hier. Hmmmm!“ An diesem Abend saßen sie noch lange beisammen, erzählten von den Erlebnissen der letzten Tage, Emil spielte Gitarre und die anderen sangen dazu. Auch die Gans.
Und so erhielt die Gans ihren festen Platz in der Familie. Die Martins-Gans träumte von Ungarn, dem Heiligen Martin und erzählte immer wieder gern von ihren Erlebnissen im November, und wie sie bei Familie Martin eingezogen war.

E N D E